Presseartikel in der Donaupost

Regensburg hat einen Ernährungsrat

Wie soll die zukünftige Ernährung der Stadtgesellschaft aussehen? Regensburg. (us) Der Ernäh-
rungsrat Regensburg hat sich 2018 aus dem Kreis interessierter Akteure gegründet. Die Plattform für Vernetzung und Impulsgeber folgt damit dem Beispiel von anderen Städten wie München, Nürnberg oder Freiburg, wo es schon länger einen Ernährungsrat gibt. Derzeit sind rund 25 Initiativen und Privatpersonen auf der Plattform um Gero Wieschollek und Judith Hock-Klemm versammelt.
 

Was will der Ernährungsrat?

"Unsere Vision ist eine regionale und nachhaltige Versorgung unserer
Mitbürger", heißt es auf der Homepage der Plattform. Das Bewusstsein für regional produzierte Le-
bensmittel soll geschärft werden. "Wir wollen unsere Ideen an die Politik und an die Menschen bringen",
betont Hock-Klemm vom Ernährungsrat. "Wir wünschen uns, dass noch mehr Kindertagesstätten nach
den Vorbildern von Nürnberg oder München ökologisches Essen bekommen und dass wir ins Gespräch
mit Betriebskantinen kommen", betonte sie. Die Auszeichnung von Stadt und Landkreis als Ökomodellregion und die halbe Stelle bei der Stadt zur Vernetzung von Bio-Akteuren sei ein erster Schritt. Für Wieschollek ist es wichtig, die Politik anzusprechen, denn Ernährung sei ein kommunales Thema. "Wir haben bereits den scheidenden Stadtrat angesprochen und wollen auch mit dem neu-
en Stadtrat ins Gespräch kommen", sagte Wieschollek. Zwei Fraktionen zeigen sich im Stadtrat für die Themen des Ernährungsrats sehr aufgeschlossen. Wichtig sei eine Kooperation mit dem Landkreis, da die in der Stadt verzehrten Lebensmittel nicht selbst hergestellt werden. Der Ernährungsrat geht zudem den Fragen nach, welche Ernährung sich die Stadtgesellschaft wünscht, ob das Konzept der Stadt mit Großversorgern nicht überaltert ist und wie eine Zusammenarbeit mit dem Umland aussehen könnte. Welche Möglichkeiten gibt es die Struktur aufzulockern und nicht nur den Lebensmittelkonzernen den Boden zu bereiten? Welche Anreize können dafür geschaffen werden? Wie können lebendige Begegnungsorte in den Stadtquartieren initiiert und gestaltet werden? Wir wird das Umland Regensburgs in die Nahversorgungsthematik eingebunden? Das sind die Fragen, die den Ernäh-
rungsrat beschäftigen.

Schritt für Schritt für das Thema sensibilisieren.

Die bisher publikumswirksamste Aktion mit Beteiligung des Ernährungsrates war die Wanderausstel-
lung zum Thema kommunale Ernährung im Donaueinkaufszentrum im Januar dieses Jahres. Der nächs-
te Halt der Wanderausstellung war das Evangelische Bildungswerk, wo es zum Thema Ernährung und Bewusstseinsbildung für das Thema zahlreiche Diskussionen gab. Der Ernährungsrat ist derzeit noch kein Verein. "Wir verstehen uns als Netzwerk. Wir sind alle ehrenamtlich tätig", sagte Wieschollek. Der Ernährungsrat wünscht sich, dass ein Platz für Erzeuger und Verbraucher entsteht, wo regionale Produkte zu einem fairen Preis für Erzeuger erworben werden können. "Eine denkbare Form wäre eine Genossenschaft, die es an an deren Orten schon gibt", führt Wieschollek fort. Bei einer Genossenschaft hätten Investoren Geschäftsanteile und bekommen dafür hergestellte Produkte. Die Idee befinde
sich aber noch in den Kinderschuhen. Nach Corona sollen die Kommunalpolitiker zum Thema kommunale Ernährungspolitik angesprochen werden. "Ein Ausgangspunkt für Gespräche könnte die
Stadt als Eigentümer von Kantinen sein ", sagte er weiter. Wie schaue es dort mit der Versorgung aus, was könne verbessert werden. Wenn das Budget zu niedrig angesetzt sei, könne nichts Vernünftiges angeboten werden. Und das wiederum sei eine Frage der Priorität: Was ist uns wichtig? "Wir wollen die Diskussion führen und Prominente einbeziehen", sagte er. In Regensburg sei durch Organisationen wie Fridays for Future, Solawi und Transition viel im Fluss. "Das wollen wir unterstützen", so Wieschollek.

Die Kontaktadresse für Interessierte ist: ernaehrung-regensburg@web.de.